Aristoteles und sein Wissenschaftsmodell

Seit Parmenides „logisch“ bewiesen hatte, dass es nur ein unteilbares, ungewordenes, unvergängliches und kugelförmiges Seiendes geben könne, sind bis Aristoteles (384-322 v.Chr.) etwa 150 Jahre vergangen.

In der Zwischenzeit hatten sich schlaue Köpfe auf logisch-rationaler Ebene mit den Eleaten auseinandergesetzt. Die Sophisten lehrten vielen Griechen, wie man durch logisch-rationales Argu­men­tieren jede Position sowohl beweisen als auch widerlegen konnte. Diese Beliebigkeit kritisierte Platon und er versuchte das rationale Argumentieren in den Dienst der Wahrheit zu stellen. Sein Ziel war es, mittels stringenter Beweisführung zu unumstößlich sicheren Erkenntnissen zu gelangen, ähnlich wie es die Mathematiker ja auch konnten.

Aristoteles war ein vehementer Gegner von Platons Ideenlehre. Offenbar glaubte er, dass Platon mit seinem Versuch, der philosophischen Erkenntnis eine sichere Grundlage zu geben, gescheitert ist. Insofern stand er vor einem „rational-logischem Scherben­hau­fen“. Nach wie vor glänzte die antike Mathematik, aber über eine lange Zeit hinweg hat das logisch-rationale Argumentieren im Bereich der Philosophie nicht zu dem geführt, was man sich erhofft hatte: zu unumstößlich sicheren Erkenntnissen.

Aristoteles, so meine Meinung, versuchte neu anzusetzen und das Projekt, das ursprünglich Parmenides begann und von Platon weitergeführt wurde, zu einem erfolg­reichen Ende zu führen.  Dazu war es notwendig, das rational-logische Argumentieren als solches zu klären. Es musste aufgezeigt werden, wie es in den 150 Jahren logisch-rationalen Argumentierens ständig zu Fehlern kam und wie diese künftig zu vermeiden sind. Die Idee dabei war, auf diese Weise das rational-logische Argumentieren auf so sichere Beine zu stellen, dass endlich das Gewünschte herauskam: unumstößlich sichere Erkenntnisse im Bereich der Philosophie. Darin sehe ich den hauptsächlichen Sinn und die Motivation der logischen Schriften des Aristoteles.

Im Zusammenhang mit Aristoteles‘ Zweiter Analytik werde ich ferner zeigen, dass für ihn bei dem Entwurf einer rational-logisch begründeten Wissenschaft, die zu unumstößlichen Ergebnissen kommen will, ohne Zweifel die Mathematik das große Vorbild war.

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